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Die größte Müllkippe der Welt nimmt keinen Müll mehr an!


Hinter dem martialisch klingenden Begriff "National Sword Programme" verbirgt sich ein neues chinesisches Gesetz, welches seit Mitte 2017 den Import von Plastikmüll sowie Elektroschrott aus dem Ausland drastisch reduzieren soll und ab 2019 sogar komplett verbietet.

 

Müllkippe China: "Über 50 Prozent der weltweiten Plastikabfälle nimmt China auf!"

 

Bis Ende 2017 war China der größte Importeur von Plastikmüll. Etwa 56 Prozent der weltweiten Plastikabfälle gelangten Jahr für Jahr nach China. Allein in 2016 waren es über 7 Millionen Tonnen, wovon 1,6 Millionen Tonnen aus der EU stammten. Spitzenreiter der EU ist Deutschland mit 750.000 Tonnen. Die Volksrepublik benötigte bislang diese recyclingfähigen Kunststoffabfälle für ihre Industrie zur Weiterverarbeitung. Plastik aus dem Reich der Mitte war bisher qualitativ im Vergleich zu westlichem Kunststoff minderwertig und zudem nicht recyclebar. Der aus dem Ausland aufgekaufte Plastikmüll landete entweder als recyceltes Material in der Textilindustrie oder in der landeseigenen Plastikproduktion (u. a. für die Herstellung von Spielzeug). Doch nun hat China ein eigenes Recyclingssystem und ein großangelegtes Programm aus der Taufe gehoben, um sein gewaltiges Müllproblem in den Griff zu bekommen. Damit macht China mit seiner Drohung

Ernst und weigert sich keinen weiteren Plastikmüll mehr aus dem Ausland aufzunehmen. Das hat gravierenden Folgen! Viele Länder, darunter auch Deutschland, können die zusätzlichen Müllmengen nicht direkt verarbeiten. Dafür stehen zu wenig Recyclingkapazitäten zur Verfügung. Auch alternative Müllabnahmeländer wie Vietnam, Indien, Malaysia und Thailand können nicht kurzfristig in Bresche springen.

 

"Die USA befürchten Einnahmeverluste im Wert von 5,6 Mrd. US-Dollar"

 

Die Volksrepublik zeigte sich besonders darüber verärgert, dass die westlichen Industrienationen nicht nur recycelbaren Plastikabfall liefern, sondern auch große Menge an giftigen Sondermüll, der sich zunehmend zu einer tickenden Zeitbombe entwickelt. Das plötzliche Importstopp hingegen verärgert viele betroffene Länder, die nun auf ihrem "Wohlstandsmüll" sitzen bleiben. Insbesondere die USA befürchten durch den Verlust des Plastikexportes nach China Einnahmeverluste im Wert von 5,6 Mrd. US-Dollar.

Wie es schon in einigen anderen asiatischen Ländern traurige Realität ist, so ersticken auch in China ganze Landstriche unter gigantischen Müllbergen. Viele chinesische Flüsse befördern riesige Mengen an Abfall in die Meere. Besonders dramatisch ist der längste Fluss im Reich der Mitte, der Jangtsekiang (kurz: Jangtse). An dem Fluss leben mehrere Millionen Menschen und in den großen Städten gibt es so gut wie keine Mülldeponien. Also werfen die Einwohner einfach den ganzen Müll in den Fluss. Bereits im Jahr 2010 geriet der Jangtse in die Schlagzeilen, als eine etwa 60 cm dicke Müllschicht die Wasseroberfläche großer Teile des Flusses bedeckte. Auch heute sieht die Bilanz für den Fluss nicht besser aus. Pro Jahr strömen 330.000 Tonnen Plastikmüll über den Jangtse in das Chinesische Meer hinein. Damit ist der Jangtse der mit Abstand schmutzigste Fluss der Welt. Aber auch der Ganges in Indien ist eine regelrechte Dreckschleuder.

 

"67 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren stammen von nur 20 verschmutzten Flüssen. Die meisten liegen in Asien."

 

China unternimmt seit einiger Zeit große Anstengungen, sein massives Müllproblem besonders auf den extrem verschmutzten Flüssen einzudämmen. Doch schon ohne den zusätzlichen Plastikmüll aus dem Ausland war die Volksrepublik schon am Limit der Müllbewältigung gewesen. Es war daher eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann diese Form der Abfallbeseitigung der westlichen Industrienationen ein Ende finden musste. 20 Jahre lang haben sich viele Länder darauf verlassen, dass China ihren Müll abnimmt. Dies ist nun endgültig vorbei!

Welche Auswirkungen hat das für uns?

Natürlich wird der Einfuhrstopp von Plastikmüll auch in Deutschland spürbare Konsequenzen haben. Was China auf dem Weg zu einer sauberen Umwelt verhilft, wird nun für viele Länder ein Problem. Denn im Augenblick sind die vorhandenen Recyclinganlagen mit dem zusätzlichen Plastik völlig überfordert. Mit dem neuen Verpackungsgesetz will man ab dem 01.01.2019 in Deutschland versuchen, die Recyclingquoten für Plastik auf 63% anzuheben. Ein ambitionierter Plan: Im Moment liegt die Quote bei etwa 43%. Kurzfristig wird es vermutlich nicht zu vermeiden sein, die Mengen, die in Müllverbrennungsanlagen verfeuert werden, anzuheben. Die Verbraucher müssen sich wohl auch darauf einstellen, dass die Mehrkosten für das hohe Müllaufkommen zu ihren Lasten gehen werden. Wesentlich klüger und vor allem umweltschonender wäre es natürlich, einfach weniger Plastik herzustellen bzw. weniger Kunststoffe zu verbrauchen! Daher könnte diese neue Situation auch durchaus zu einigen positiven Veränderungen führen.

 

"Der Pasig River auf den Philippinen ist seit 1990 biologisch tot!"

 

Auch andernorts sehen die Flüsse, wie hier auf den Philippinen in der Hauptstadt Manila (Pasig River), nicht besser aus. Eine dicke Müllschicht, so weit das Auge reicht, schwimmt auf der Wasseroberfläche. Gärungsprozesse im Wasser haben den Fluss in eine ekelhaft stinkende Kloake verwandelt. Der Fluss gilt seit 1990 als biologisch tot! Nicht anders sieht die Bilanz für Indiens heiligen Fluss, den Ganges, aus. Auch dieser große Strom ist faktisch tot und nur noch ein stinkender Abwasserkanal. Die Schmutzlast im Ganges besteht zu 80 Prozent aus städtischen und häuslichen Abwässern. Im Tal des Ganges gibt es mehrere Millionenstädte. Dazu kommen hochgiftige Abwässer aus Industriebetrieben. Von Äckern fließen immer mehr Pestizide und Düngemittel in die Flüsse. Hinzu kommen die unzähligen Überreste menschlicher und tierischer Kadaver im Fluss, die von religiösen Ritualen und von Leichenverbrennungen stammen. Verwesende Leichenreste von Mensch und Tier liegen am Ufer und wilde Hunde machen sich daran zu schaffen. Optimaler Nährboden für eine Seuche biblischen Ausmaßes!

 

"Von 8,3 Mrd. Tonnen aus der Plastikherstellung wurden nur 600 Mio. Tonnen tatsächlich recycelt, 800 Mio. Tonnen verbrannt."

 

Noch ein paar Fakten zum Thema Plastik

  • In den vergangenen 60 Jahren wurden rund 8,3 Mrd. Tonnen hergestellt, aber nur 600 Mio. Tonnen recycelt.

  • Weltweit werden noch immer jährlich 300 Mio. Tonnen Plastik hergestellt.

  • Die Recyclingraten sind noch viel zu niedrig: Europa (30%), China (25%) und USA (9%).

  • Jeder Deutsche produziert durchschnittlich 611 kg Müll pro Jahr (davon 37 kg Plastikmüll nur aus Verpackungsmüll).

  • Jährlich werden in Deutschland 6 Milliarden Plastik-Tüten verbraucht. Die durchschnittliche Gebrauchsdauer einer Plastik-Tüte in Deutschland liegt bei etwa 25 Minuten.

  • Dänemarks Recycling-Rate für Plastik liegt bei etwa 90%!

  • Jährlich verenden etwa 1.000.000 Seevögel und 100.000 Meeressäuger durch den Kontakt mit unserem Plastik-Müll.

  • In weiten Teilen der Weltmeere gibt es mittlerweile sechs Mal mehr Plastik als Plankton.

  • Weltweit gibt es mindestens 5 riesige Plastikmüll Strudel, siehe folgende Abbildung:

Dokumentation über die Müllsituation in China

Auf YouTube gibt es eine über 25 Minuten lange erschütternde Dokumentation "Plastic China", die sich mit dem Geschäft des Recyclingprodukts Plastik auseinandersetzt. In eindringlichen Bildern kann sich jeder recht gut ein Bild von dem Ausmaß der Umweltzerstörung und das trostlose Leben im Müll der Menschen vor Ort machen. Die Dokumentation auf YouTube ist leider nur die gekürzte Fassung (auf Amazon Prime gibt es die ungeschnittene Originalversion zu sehen!) und derzeit nur mit englischem Untertitel verfügbar.

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