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Roadtrip - In 4 Wochen durch Skandinavien (Teil 3)


Wen es nach nach richtiger Wildnis dürstet, der wird in Nordschweden, in den Weiten von Lappland reichlich belohnt. Lappland gehört mit weniger als einem Menschen pro Quadratkilometer sicherlich zu den am dünn besiedelsten Gebieten in ganz Europa. Weitgehend unberührte Natur beherrscht von einem rauen und arktischen Klima. Was ich dort vorfand war nicht nur die hörbare Stille und fühlbare Klarheit im Kopf. Es war auch eine Reise in mein Innerstes, zu meiner Seele. Nicht umsonst handeln viele alte Lieder der samischen Bevölkerung von der großen allgegenwärtigen Medizin der Natur, die uns stillschweigend dabei hilft körperliche, aber auch seelische Wunden zu heilen...

Nach dem ich dem Nationalpark Muddus den Rücken gekehrt hatte, begab ich auf den Weg zu meinem nächsten Etappenziel. Dieser sollte eigentlich der Sarek-Nationalpark sein, aber ich entschied mich dafür eine andere Route zu wählen und steuerte den Nationalpark Stora Sjöfallet nördlich des Akkajaures, einem großen See, an. Zuvor lernte ich noch Björn kennen. Björn betreibt zusammen mit seiner Mutter den ältesten Souvenirladen am sogenannten Inlandsweg der E45 in der 350 Seelengemeinde Porjus. In dem liebevoll eingerichteten Geschäft findet man neben vielen üblichen Souvenirs wie Rentierfelle, Bücher, Elchfiguren, auch eine riesige Menge an Handwerksarbeiten der Samen. Ein wahres Eldorado für Freunde samischen Kunsthandwerks. Jeder, der in dieser Region unterwegs ist, sollte unbedingt dort Halt machen und etwas Zeit mitbringen.

Im Nationalpark Stora Sjöfallet erwartete mich eine grandiose Landschaft, die mich gelinde gesagt regelrecht einatmete und mich sofort beseelte. So etwas hatte ich bisher noch nie auf solch einer intensiven Art erlebt. Eine Natur, so wunderschön und doch auch gnadenlos kompromisslos, die keinen Fehler verzeiht. Mir wurde noch bewusster, warum die indigene Bevölkerung diese Natur als wahren Schatz betrachtet und was es bedeutet in solch einer Umgebung aufzuwachsen. Was für ein Kontrast zu unserem komfortablen und von Überfluss geprägten Leben hierzulande. Hier im nördlichsten Zipfel von Schweden liegen gleich drei riesige Nationalparks. Der Stora Sjöfallet, die Sarek und der Padjelanta Nationalpark. Letzterer liegt fernab jeglicher Straßen und Padjelanta bedeutet in der samischen Sprache so viel wie das höhere Land.

Obwohl ich am liebsten eine Woche im Stora Sjöfallet Nationalpark geblieben wäre, hieß es langsam Abschied nehmen und Kurs in Richtung Kiruna aufzunehmen. Eine Stadt in Nordschweden, die sehr vom Eisenerzabbau geprägt ist. Der massive Abbau von Erz hat zur Folge, dass Teile der Stadt bis 2033 umgesiedelt werden müssen. Über Kiruna bewegte ich mich dann in das Kebnekaisegebiet, einer der unzugänglichsten Gebiete in Lappland. Dort befindet sich auch der höchste Berg Schwedens, der Sydtoppen mit 2.104 Meter Höhe. Leider verschlechterte sich das Wetter dramatisch, so dass sogar Bergwanderer aus dem rauen alpinen Terrain mit Hubschraubern herausgeflogen werden mussten. Starke Winde, Schneefall und eisige Temperaturen in den Hochlagen, ließen keinen Aufstieg unter Gefahr für Leib und Leben zu. Die Umstände führten auch zu einer spontanen Begegnung mit einem deutschen Naturfotografen, der seit über zwei Wochen in dem Gebiet unterwegs war, um dort Bilder für sein neues Buch zu machen.

Mittlerweile zeigte mein Kilometerstand 4.000 Kilometer. Zeit für ein kühles Polarbier zu Feier des Tages! Von dort ging es dann über Kiruna weiter in Richtung zum Nationalpark Abisko. Das Gebiet wird einzig durch die Nationalstraße E10 in Richtung Narvik/Norwegen und der alten Eisenerz-Eisenbahnlinie durchschnitten. Sonst weist die Landschaft kaum Spuren menschlicher Zivilisation auf. Am Abend lagerte ich auf einem Hügel mit einem sagenhaft schönen Blick über den Torneträsk-See. Die Nacht wurde wieder frostig. Am nächsten Morgen genoss ich den Sonnenaufgang und war regelrecht geplättet von dem grandiosen Anblick.

In Abisko wohnen nicht einmal 150 Menschen und dennoch hat sich Abisko in den letzten Jahren zur regelrechten Pilgerstätte von Polarlicht-Touristen - besonders aus dem asiatischen Raum - entwickelt. Nirgendwo sonst hat man über die Wintermonate so gute Chancen das spektakuläre Polarlicht zu beobachten wie in Abisko. Doch dafür war es Mitte September noch ein wenig zu früh. Dafür erlebte ich einen fantastischen Tag im angrenzenden Nationalpark. Auch der Fernwanderweg Kungsleden (Königspfad) beginnt in Abisko und führt über 440 Kilometer in Richtung Süden nach Hemavan.

Eines der Highlights des Parks ist der Fluss Abiskojåkka, der tosend durch einen wilden Canyon in den riesigen Torneträsk-See fließt. Das sonnige und milde Wetter von +8°C verwandelte das herbstlich gefärbte Laub der Birken und unzähliger Beerensträucher in ein regelrechtes Meer aus bunten Farben. Die Intensität der Farben erschien fast schon surreal und als hätte jemand die Farbsättigung absichtlich nach oben korrigiert. Von Abisko bewegte ich mich dann auf der Europastraße E10 über die sogenannte Riksgränsen (Grenze) hinein nach Norwegen und damit endet hier der dritte Teil und im vierten Teil geht es dann mit der atemberaubend schönen Landschaft von Norwegen weiter.

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